Brown Jelly im Riffaquarium zu haben ist eine unangenehme Sache und jeder,der schon mal Bekanntschaft gemacht hat mit Brown Jelly,der weiß,was ich damit meine.

Brown Jelly,unter dessen Decknamen sich Ciliaten verbergen, hat die unangehneme Eigenschaft, ganze Korallenstöcke zu vernichten, wenn hier nicht rechtzeitig bei erkennen des Befalls Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Ciliaten (Wimpertierchen) aus dem Stamm der Ciliophora dürften in der heutigen Zeit den meisten Aquarianern bekannt sein.
So zum Beispiel die Seewasserichthyo bei den tropischen Meeresfischen,die von einem parasitären Protozoen namens Cryptocaryon irritans, eines Cilliaten verursacht wird.


Wimpertierchen können verhältnismäßig leicht identifiziert werden aufgrund ihrer vielen Flimmerharre, kurz genannt Wimpern oder Cilien. Sie bedecken die ganze Zelle, jedoch auch manchmal nur einen bestimmten Teil der Zelle.
Die Verbreitung der Ciliaten erstreckt sich vom Süsswasser über Brackwasser bis hin zum Meerwasser, wobei ungefähr ca 8000 Arten der Ciliaten heute bekannt sind.


Wer von den Ciliaten ist aber für Brown Jelly verandwortlich zu machen?

Hierbei handelt es sich um einen Parasitären Protozoen, einen Ciliaten Namens Helicostoma. 


                                                           
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Dieser Ciliat Helicostoma kommt in vielen tropischen Meeren vor und ist, auch das muß erwähnt werden, in unseren heimischen Riffaquarien vertreten.
Die Vermehrung der Helicostomas erfolgt Asexuell, welche sich bei guten Bedingungen, aber auch bei ungünstigen Zuständen sehr schnell vollziehen kann.
Helicostomas ernähren sich von Gewebe sowie von den Zooxanthellen der Korallen.

Korallen, die vernesselt wurden, welche Verletzungen aufweisen oder Beschädigungen, auch mechanisch herbeigeführte Verletzungen unserseits bieten den Helicostomas eine optimale Angriffsfläche auf die Korallen.
Hat die Heliocostoma erst mal eine Koralle befallen, kann dies unter Umständen dazu führen, das diese Koralle inerhalb eines Tages, auch aufgrund ihrer in diesem Statium raschen Asexuellen Vermehrung der Heliocostoma,zerstört wird.
Hier sollte es bei einer rechtzeitigen Erkennung des Befalls zu einer sofortigen Gegenmaßnahmen kommen,um die Koralle vor den sicheren Absterben durch die Heliocostomas zu retten.
Zu erkennen ist der Befall durch Heliocostoma zb durch kleine weiße Flecken,die sich auf den Korallen befinden, die unter Umständen dann auch nicht mehr richtig aufgehen oder an den betroffenen Stellen wenig oder fast kein Polyphenbild mehr zeigen. Durch die ungeschlechtige Vermehrung der Heliocostomas vergrössern sich die Flecken und man kann dann auch zunehmend eine braune Gallertartige Masse zwischen lebenden und abgestorbenen Gewebe erkennen.
Das Gewebe geht immer weiter zurück und braune gelatiöse Masse/Schleim umhüllt schließlich die gesamte Koralle.
Um eine ausbreitung von Brown Jelly zu vermeiden,sollte die strömung im Riff abgestellt werden und die befallene Koralle aus dem System vorsichtig herausgenommen werden zur Behandlung und zur zwischenlagerung in einem Quarantänebecken.
Diese Maßnahme sehe ich eigendlich als nötig an, damit sich keine Gewebereste sowie befallene Schleimpartikel an gesunde Korallen heften können und es somit zu keiner Ausbreitung des Brown Jellys kommen kann.


Leder und Weichkorallen,Scheiben und Krustenanemonen,Gorgonien, aber vor allem großpolypige Steinkorallen wie zb Euphyllia werden von den Heliocostomas befallen,wenn sich ihnen eine Angriffsfläche bietet.
(Quelle Seewasserlexicon.)


Behandlungsmöglichkeiten von befallenen Korallen durch Helicostoma.


Jod

Verabreichen eines Jodbades, wobei eine Wirkung hier als gering einzustufen ist.


Süsswasser

Helicostoma vertragen keine Schwankungen und aufgrund des Osmotischen Druckes zerplatzen die Zellen förmlich.
Beim Baden im Süsswasser kann es aber auch passieren,das die Koralle,wenn sie schon zu sehr geschwächt ist,dieses auch nicht überlebt.
Eine senkung des Salzgehaltes kann auch schon erfolgreich sein bei sehr angeschlagenen Tieren,da dies verträglicher ist als richtiges Süsswasser.


Antibiotika

Die Behandlung mit Antibiotika sollte immer in einem separaten Quarantänebecken stattfinden.
Antibiotika ist ein nicht öffentliches käufliches, sondern ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel,welches es nur mit Rezept zu beziehen ist.
Sprechen sie mit ihren Tierarzt über die Problematik zur Anwendung dieses Medikamentes und befolgen sie die Anweisungen des Tierarztes genauestens zur Behandlung mit Antibiotika.

(Quelle zur Behandlung von Helicostoma: Korallenriff.de )


Eigene Erfahrungen mit Helicostoma.

Diese Wimperntierchen Heliocostomas sind immer in unseren Aquarien vorhanden und können sich unter Umständen sehr schnell vermehren und geschwächte oder verletzte Tiere befallen.
Eine Koralle kann bei einen Befall innerhalb eines Tages zerstört werden, wie ich es selber miterleben musste.
Dies zeichnet sich dadurch aus, dass Korallen aufgrund dieser Wimpertierchen ihr Gewebe in einer hohen Geschwindigkeit verlieren.

Bei mir wahren es meine Euphyllias, wo diese Wimperntierchen sich es gemütlich machten.

Steinkorallen scheinen ihnen wohl am meisten zu schmecken, wo sie das Gewebe und die Zooxanthellen des betroffenen Tieres verzehren.

seestern24
                     
      
Hervorgetreten bei mir, bedingt durch eine mechanische Verletzung meinerseits, da ein etwas grösserer Stein beim hantieren im Becken sich löste und auf die Euphyllia fiel.
Natürlich verfluchte ich mein Mißgeschick und hoffte,das nix schlimmeres passiert ist und die Euphyllia sich schnell wieder erholte.
Viel zu sehen war nicht bis auf einer kleinen Ecke, die etwas in Mitleidenschaft gezogen war, und mein Gedanke war, Glück gehabt.

Wirklich Glück gehabt?

Durch mein Mißgeschick zeigte sich bei der Verletzung des Tieres eine hervorragende Angriffsfläche für die Wimperntierchen.
Das erste,was ich mitbekamm,war,das die Polypen des in mitleidenschaft gezogenen Kopfes nicht mehr richtig aufgingen.
Am rechten Kopf auf der linken Seite (siehe Bild) fing die ganze Geschichte an.

Dort sehen wir eine sich bildende Masse,
                     
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die sich innerhalb eines Tages über den ganzen Kopf breitmachte, erinnernt an einer gallertartige Masse, die alles Leben unter sich begrub.

B.J.3

Auf Anraten eines befreundeten Meerwasseraquarianers entfernte ich diese Koralle aus dem Becken und stellte sie in ein Quarantänebecken.
Kurze Zeit später wies auch der andere Kopf diese Merkmale des Befalls auf.

B.J.4

Leider hat es diese Koralle nicht geschafft, auch ein Süsswasserbad hat hier nicht mehr geholfen, wobei ich eher annehme, dass die Euphyllia schon zu sehr geschwächt war, und diese Behandlung mit dem Süsswasser ihr den Rest gab. Aber dies wars noch lange nicht.
Eine 2te Euphyllia hatte nach 2 Tagen die selben Anzeichen eines Befalls.
                        
B.J.7

Praktisch über Nacht hat sich diese braune Masse über einen Kopf gelegt.

B.J.5

Durch einige Erfahrungen reicher von der ersten befallenen Euphyllia, habe ich diese Koralle vorsichtig aus dem Becken genommen, in einer Plasteschachtel liegend, damit sich nichts lösen kann und an anderen Korallen haften bleibt.
Hierbei hatte ich auch die Pumpen dazu kurz abgestellt, um so wenig wie nur möglich Wasserbewegung zu haben.
Den Kopf erstmal von der Masse befreit, dabei die Luft angehalten, den der Geruch war schlimm, habe ich die Euphyllia ins Quarantänebecken gestellt, um einige Vorbereitungen treffen zu können.
Auf dem Bild hier ist deutlich zu erkennen, wie sich bräunlicher Schleim von dem abgestorbenen Kopf bildet, der sich bei angeschaltenen Pumpen im Hauptbecken zweifellos trennen und auf andere Korallen niedergehen könnte, was in einem guten Riffaquarium sicher fatal wäre

B.J.8

Auch hier wendete ich ein Süsswasserbad an, ca. 3 min lang und reinigte den Kopf danach ausgiebig, wobei ich auch alle Lamellen im Innenkopf entfernte.


B.J.6                      
Danach noch mal ca. 2 Min. in ein neues Süsswasserbad und wieder zurück ins Quarantänebecken, wo die Euphyllia eine Woche blieb.
Sicherlich wäre es einfacher, hätte ich diesen Kopf einfach abgetrennt von dem Stamm.
Aber genau an diesem Ast hing unterhalb des Kopfes eine Auster, die ich eigentlich nicht opfern wollte.
Kurzum, nach einer Woche hab ich diese Euphyllia wieder ins Hauptbecken gestellt und sie zeigt sich fortan in ihrer besten Pracht.


Und so hoffe ich für die Zukunft,das diese Begegnung mit den Ciliaten Heliocostoma die einzige bleibt und es keine weiteren zwischenfälle mehr mit Brown Jelly gibt.


MSG euer Thomas.
16.09.08

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