Eine kleine Schnecke namens Thyca

Wer kennt es nicht, vor seinem kleinen Meerwasser-Biotop zu sitzen, seine Pfleglinge zu beobachten, wie die Fische untereinander harmonieren, Gorgonien sich sanft in der Strömung biegen, Korallen ihre volle Farbpracht zeigen, Verhalten und Beobachten der vielen Wirbellosen wie Krabben, Garnelen und Einsiedler.

Ja, wer kennt nicht den Moment, wo man auf einmal was neues in seinem kleinen Riff entdeckt. Etwas, was man noch einer Gattung zuordnen kann, jedoch dennoch nicht weiß, was es letztendlich ist.

Neugierig geworden, wird sich auf die Suche gemacht, Literatur gewälzt, das I-Net durchsucht, um den Namen des Tieres herauszubekommen.
Aber meistens interessiert nicht nur der Name des Tieres, sondern auch dessen Gewohnheiten, ihr Verhalten, von was sie sich ernähren, ob gut oder doch ein Schädling, Symbiosetier oder Parasit.

All diese Fragen wollen wir natürlich geklärt haben, entscheidet dies doch letztendlich auch, ob dieses Tier nicht in einem Artenbecken besser aufgehoben wäre oder ob es eine Bereicherung für unser Miniriff darstellt. Ob es spezielle Nahrung braucht, in wie weit haltbar es in unseren heimischen Riff ist.
Auch ich musste mich schon mal der Frage stellen: Was ist das?

Eines Tages entdeckte ich auf einer meiner Schnecken, in diesem falle auf einer Turbo brunneus ein muschelförmiges Gehäuse.

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Okay, ne Muschel. Ich meine mal, wer hat in seinem Becken keine kleinen Muscheln, die durch Lebende Steine oder Tiere wie halt in diesem Falle die Schnecke, ins Becken kommen.
Ich suchte zwar damals in verschiedenen Büchern und im Net nach Muscheln, die wie meine aussehen, aber leider erfolglos.

Die Zeit verging, aus einer unbekannten Muschel wurden 2, eine andere Turbo brunneus hatte schon 3 dieser Muscheln auf ihren Gehäuse, als ich Abends eine neue Entdeckung machte.
Die Muschelschalen öffneten sich und etwas schwarzes Langes streckte sich weit aus dem Gehäuse raus.
Ziemlich ungewöhnlich für eine Muschel, und nun war auch mein Ehrgeiz wieder gepackt, herauszufinden, was es nun eigentlich ist.

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Wieder wurde Fachliteratur gewälzt, im Net gesucht, und letztendlich bekam ich meine ersten Hinweise von Iris Bönig und Andre Luty.

In diesem Falle handelte es sich nicht, wie von mir irrtümlicherweise angenommen, um eine Muschel, sondern vielmehr um eine Schnecke der Familie EULIMIDAE, einer kleinen parasitär lebenden Schnecke namens Thyca.

Natürlich wollte ich nun mehr wissen, auch in den Bezug auf den Parasitismus dieser Schnecke, die eigentlich sehr interessant aussieht, vor allem, wenn sie mit dem schwarzen Rüssel auf Nahrungssuche ist.

Leider ist zu dieser Gattung nicht viel zu finden, von den zahlreichen Bildmaterial mal abgesehen, und so hab ich mir aus dem wenigen zur Verfügung stehenden, ein Bild dieser Schnecke gemacht, vor allem bezüglich der Artenbeschreibung und Ihrer Ernährung.

Die Schnecke gehört der Familie der EULIMIDAE an und unterscheidet sich in 4 Arten namens Thyca astericola, Thyca callista, Thyca crystallina und Thyca ectoconcha.
Im Gegensatz zu den meisten Schneckenarten besitzen sie ein kappen förmiges Gehäuse, dass ehr an die Form einer Muschel mit zahlreichen Rippelungen erinnert.

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Häufig zu finden sind diese Thyca-Schnecken auf der Unterseite von Seesternen, besonders der Linckia Arten, wo sie in einem parasitären Stadium leben.
Hierbei sitzen sie meist auf oder neben der Ambulakralfurche des Seesterns und stecken ihren Rüssel in derselben und saugen Gewebe und Körperflüssigkeit des Wirtes auf.

Dazu hier ein Bild auf der Seite: Seewasserlexikon: Thyca auf einem Seestern
 

Anzutreffen sind diese Schnecken meist paarweise, wobei es aber auch zu einem dichten Besatz des Wirtes kommen kann.

Auch wenn die Thyca-Schnecke den Wirt durch ihren parasitären Befall nicht lebensbedrohlich schädigt, wirkt sie sich doch negativ auf das Wohlbefinden, der Fortpflanzung und bei starken Befall auf die Lebensdauer aus.

Aber nicht nur Seesterne werden befallen, sondern auch auf Haarsternen, Seegurken, Muscheln, Seeigeln und Schnecken kann man diese Parasiten finden.
Auf einem Lanzenseeigel, den ich mir kürzlich für mein Riff gekauft hatte, entdeckte ich an einer Lanze eine kleine Thyca Schnecke.

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Wobei sich mir wieder die Frage stellt, wie die Thyca da hinkommt.

Eine Erklärung könnte sein, dass diese Thyca ein stationärer Parasit ist, der seinem Wirtstier treu bleibt und nur bei engen Kontakt den Wirt wechselt oder beim Tode des Wirtstieres sich an einen anderen möglichen Wirt hängt.

Anmerken möchte ich nun zum Schluss noch, wer sich Seesterne kauft, sollte sich diesen genau anschauen und bei einem parasitären Befall durch die Thyca-Schnecken ehr von diesem Tier Abstand halten.
Ein Parasitenbefall ist gerade für die Seesterne ein zusätzlicher Stressfaktor und birgt ein zusätzliches Risiko. Eine dauerhafte Haltung der Seesterne ist dadurch gefährdet.

Bei einigen Tieren, wie zB. auf Muscheln, Schneckenhäusern oder wie in diesem Fall auf dem Lanzenseeigel, wo sich die Thyca Schnecke auf einer lanze festgesetzt hat, kann man die Thyca Schnecke mit sicherheit entfernen, ohne den Wirt dabei zu schädigen.
Bei den Seesternen aber sieht es etwas anders aus, da die Thyca Schnecken meist mit den Wirt selber fest verbunden ist.
Diese hier zu entfernen würde den Seestern mehr schädigen, als es von nutzen wäre.

(Quellen, siehe auch Meerwasser-Aquarianer 2/2008)

 

 
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