In diesem Teil wenden wir uns der Rubrik "Besatz“ in unseren Meerwasser-Aquarium zu.

Bevor wir ein geeignetes Aquarium nach unseren Wünschen kaufen, um daraus ein Meerwasserbecken zu gestalten, sollten wir uns schon vorher im Klaren sein, welchen Besatz wir später pflegen möchten. Diese Planung ist eine der Grundvoraussetzungen um im in diesem Hobby erfolgreich zu sein, denn für diesen Besatz, müssen die verschiedensten Kriterien, wie Licht, Strömung, Riffaufbau und Filterung, erfüllt werden.



Bei der Einrichtung wird zwischen verschiedenen Arten von Aquarien unterschieden. Da ist zum einen das Korallenbecken. Hier ist der Schwerpunkt ganz klar auf die Pflege von Steinkorallen oder Weichkorallen angelegt. Insbesondere bei den Steinkorallen mit der Bezeichnung SPS, (Smal Polyp Stonecoral) sowie auch bei einigen LPS (Large Polyp Stonecoral) Korallen, sind besondere Anforderungen an die Beleuchtung und Strömung gestellt. Dem Einsteiger empfehle ich aber mit Weichkorallen zu beginnen. Fische und Wirbellose spielen hier eine untergeordnete Rolle.
Ein Wirbellosenbecken, wo es uns mehr um die Marinen Wirbellosen-Tiere geht, wie es zum Beispiel Garnelen, Schnecken oder Muscheln sind, haben auch Ihre eigenen Ansprüche, die erfüllt werden wollen.
Dann wäre da noch ein reines Fischbecken, in dem die Korallen deutlich im Hintergrund stehen. Hier benötigen wir ein Becken mit guter Strömung, starker Filterung und einem gut strukturiertem Riffaufbau. Allerdings sind diese Fischbecken heutzutage seltener geworden.
Zu guter letzt ist da das gemischtes Riffaquarium, so wie wir es größtenteils pflegen, mit Fischen, Wirbellosen und der Vielfalt der bunten Korallenwelt mit ihren verschiedensten Arten. Dieses Mischaquarium stellt die größte Herausforderung da, weil wir hier ein Gleichgewicht aller beschriebenen Beckenarten herstellen müssen.
Wie ihr also seht, steht ganz oben auf der Liste die richtige Planung und die Vorstellung, welche Tiere man Pflegen möchte.



Wenden wir uns nun dem gemischten Riffaquarium zu, den Besatzmöglichkeiten, den Fischen, ihrem Verhalten, ihren Bedürfnissen und der Verträglichkeit untereinander, oder gegenüber anderem Besatz (Wirbellosen/Korallen) den wir noch im Aquarium pflegen wollen.

Planung:

In so manchem regt sich der Wunsch nach einem Meerwasser-Aquarium in den eigenen 4 Wänden. Sei es dadurch, dass er so etwas bei einem Meerwasserhändler, bei Freunden und Bekannten gesehen hat, oder gar die Unterwasserwelt durch das Tauchen kennt. Irgendwann wird man von der so genannten Salzeritis angesteckt und wird versuchen, sich diesen Traum zu erfüllen. Aber leider gibt es auch Anlässe, die vielen Leuten etwas vorgaukeln, was in der Realität ganz anders aussieht. Hierzu ist Aufklärung notwendig und das möchte ich an dieser Stelle nicht versäumen.

Fast jeder kennt den Film "Findet Nemo". Hierdurch ein großer Boom losgegangen, den die Industrie durch den Verkauf von, um es mal vorsichtig auszudrücken, „Nemospezialbecken“, gefördert hat.
Wer kennt sie nicht, die 60l Becken, wo auf der Verpackung Nemo zu sehen ist und er Werbeaufdruck „Nemo im eigenen Haus“ hingewiesen wird. Das Geschäft läuft, (immer noch) jedoch muss man sich die Frage stellen: wird hier auch auf die Clownfische und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen?
Meist wird gesagt, Anemonenfische, wenn sie ihre Anemone haben, sind Standorttreu und verlassen ihre Behausung nie. Wahrheit oder doch nur Irrglaube? Etwas, was manche nur hören möchten?
Meine Anemonenfische sind auch Standorttreu, besonders nachts.....wenn sie schlafen. Tagsüber schwimmen sie auch schon mal durchs ganze Becken und spielen in der direkten Strömung. Mit Standort – Treue ist es also nicht in jedem Becken weit her.
Ein weiterer Grund, warum ich der Meinung bin, Nemos nicht in 60 Liter Becken zu halten, ist zweifellos die Anemone welche man den Clownfischen bieten sollte. Diese See – Anemonen werden sehr groß und vernesseln alles, was sich in unmittelbarer Nähe befindet. Was muss man also erwarten von einer wachsenden Anemone, die locker 40 – 50 cm groß werden kann. Sie nimmt sich den Platz den sie braucht, ohne Rücksicht wird genesselt und der Lebensraum erweitert.


AnemonenFAQ (Martin Kuhn)

http://www.mathgame.de/Aqua/Anemonen-FAQ_Deutsch.pdf



Vielschwimmer:

Nicht wenige Fische brauchen ein großes und gut strukturiertes Becken, angemessen auch an ihrer zu erwartenden Endgröße. So ist es z.B. nicht getan, Docs in kleinere Becken zu halten, nur weil man meint, einen nicht zu hohen Riffaufbau zu haben und deshalb mehr Schwimmraum darüber zur Verfügung stellt. Wir müssen den Vielschwimmern auch ein dementsprechend geräumiges bzw. langes Becken bieten.

Verträglichkeit:

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt, ist die Verträglichkeit untereinander und zu den anderen Fischen/Wirbellosen. So spielt es eine weitere wichtige Rolle in wie weit die Harmonie des zu pflegenden Besatzes aufeinander abgestimmt wird. Einige Tiere, sogar die der gleichen Gattung, bringen sich gegenseitig gnadenlos zur Strecke.

Dieses sind nur wenige Beispiele, welche deutlich machen, wie wichtig Planung und Information über die Lebensweise der Tiere im Vorfeld sind. So kommt man am Ende auch zu einem vernünftigen Ergebnis, weil man
weis was möglich ist und was nicht geht und auch nicht angestrebt werden sollte.
Deshalb: Plant richtig voraus und richtet euer Becken nach dem zu pflegenden Besatz aus, informiert euch durch lesen, lesen und nochmals lesen, sei es in Büchern, in Foren und Meerwasserlexikons. Denn wir haben es hier nicht mit toter Materie zu tun, sondern mit Lebewesen, die wir größtenteils aus der Natur entnommen haben.


Lebensweise und Verhaltensweisen, natürliche Lebensräume, Ernährung:

Wie schon gesagt, sollten uns immer sehr gut über die gewünschten Tiere die wir halten möchten, informieren.
Wichtig hierbei ist der Lebensraum, dass Verhalten unter und miteinander, sowie die natürliche Lebensweise.
Erst wenn man das alles kennt, die Bedingungen stimmen, sollte man sich zum Kauf entscheiden.

Man sollte wissen, dass die meisten Fische bis heute noch keine Nachzuchten sind, sondern direkt aus dem Meer entnommen werden. So sollten wir nach den Grundregeln, wie oben angeschrieben, handeln und versuchen, den Marinen Tieren ein kleines Stück Heimat, wie sie es in ihrer gewöhnten Umgebung, dem Meer her kennen, zu bieten.
Bitte bedenkt auch, dass Einzeltierhaltung nur dann anzustreben ist, wenn dies nicht anders möglich ist. Akzeptable Gründe hierfür sind: Durch die Räumlichkeit eingeschränkte Reviere, sowie die Verträglichkeit untereinander bzw. natürliches Aggressionsverhalten gleichgeschlechtlicher Tiere. In der Natur sind die Tiere häufig nicht einzeln anzutreffen, sondern leben Paarweise oder in größeren Schwärmen oder Gruppen zusammen.

Symbiose:

So z.B. die Anemonenfische, die meistens Paarweise in der Natur in Symbiose mit Anemonen zusammenleben. Die Anemone bietet den Fischen durch ihre nesselnden Tentakel Schutz vor Fressfeinden und die Clownfische wiederum beschützen die Anemonen vor Polypenfressern und verteidigen sie heftig. Diese beidseitige Symbiose sollten wir auch in unserem Aquarium pflegen, da dies einem natürlichen Verhalten von Anemonenfischen entspricht. Jedoch sind aber nicht alle Anemonen Symbiosepartner. Es sind nur ca. 10 Arten bekannt, die in einer Symbiose mit Anemonenfischen leben.
Die meisten Anemonenfische werden heute nachgezüchtet und kommen auch immer öfters in den Handel.
Dennoch, sei es hier noch einmal ausdrücklich erwähnt: Diese Anemonenfische und ihre dazugehörenden Anemonen sind nicht für die kleinen Nemoaquariums der Baumärkte und Zooläden geeignet, vor allem wegen dem Platzbedarfs der Anemonen mit ihrer zu erwartenden Größe und der Nesselkraft.
Die Symbiose verschiedener Tiere ist immer eine schöne Begebenheit, die man immer wieder mal beobachten kann. So z.B. den Knallkrebs, (Alpheus) der mit einer Wächtergrundel gemeinsam eine Höhle bewohnt. Obwohl sie auch sehr gut mit Sandboden zurechtkommen, sollte idealer weise auf etwas gröberer Bodengrund geachtet werden, da die Knallkrebse eine Höhle in den Bodengrund bauen, der Ihnen und ihren Wächtergrundeln als Unterschlupft dient.

Doktorfische:

Sehr bekannt und beliebt ist zweifellos der Doktorfisch mit seinen vielen Arten. Er gehört zu den meistgekauften Fischen. Dennoch, gerade Doktorfische, die als Vielschwimmer gelten, sollten auch in einem entsprechenden Riff gehalten werden. Größere Aquarien sind deshalb Pflicht bei der Pflege dieser Fische, mit viel Schwimmraum und Durchschwimmmöglichkeiten durchs Riff. Ein Riffdach bei entsprechender Größe des Beckens wäre sicherlich auch optimal, schön mit Algen bewachsen, denn das lieben die Docs. Ersatzweise bieten wir diesen Fischen vitaminreiche pflanzliche Kost an.



Ernährungs-Beispiele:

Was die Ernährung angeht, so haben viele Fischarten ihre Gewohnheiten.
Leierfische z.B. sind Nahrungsspezialisten, die meist schwer ans Ersatzfutter zu bekommen sind. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Kleingetier, welches im Riff lebt. So sieht man sie meist, wie sie an den Steinen rumpicken auf der suche nach Nahrung. Um sie zu Pflegen, brauchen wir ein gutes, stabil laufendes Becken, was mindestens schon 12 Monate läuft, um genug von der Kleintierfauna im Becken zu haben. Fahnenbarsche beispielsweise, sollten öfters am Tag gefüttert werden, immer in kleineren Portionen. Hierbei sind aber auch die Wasserwerte gefragt. So stellen Fahnenbarsche die Futteraufnahme bei zu hohen Nitratwerten ein. Man muss also genau wissen, welche Futtergewohnheiten die Tiere haben und welche Futter – Sorten benötigt werden.


Lebens und Verhaltensweisen am Beispiel von Barschen:

Feenbarsche erweisen sich wieder als etwas leichter zu pflegen als die Fahnenbarsche, aber hier kommt es wieder zu Problemen mit der Verträglichkeit untereinander. Sie lieben einen lockeren Steinaufbau genau wie die Fahnenbarsche. Jedoch sollte man die Feenbarsche nur als Paar pflegen, da sich die Männchen untereinander solange bekämpfen, bis nur noch einer übrig bleibt. Sie beanspruchen ein Revier, welches sie auch sehr heftig verteidigen, genau wie andere Arten, z.B. die Riffbarsche und Zwergbarsche. Diese sind sehr gut in Aquarien zu halten, aber ihr Revier werden sie ebenfalls immer sehr stark verteidigen.
Im Mischbecken sollte der Aufbau des Riffes, gegebenenfalls die Reviere abgrenzen. Dies kann durch Höhlen, viele Steine oder Korallen geschehen. Leider sind diese Barsche auch bekannt durch ihre bisweiligen Aggression gegen andere Beckenbewohner, insbesondere gegenüber Neubesatz. Das sollte man bedenken.


Grundeln:

Grundeln gibt es in 3 Arten, wobei wir von den, in Symbiose mit Knallkrebsen, lebenden Wächtergrundeln schon gehört haben. Dann sind da noch die grabenden Grundeln, (Baggergrundeln) die sich Nahrung um Sand suchen und sich ihre Höhle selber bauen so wie die größte Gruppe: Die nicht grabenden Grundeln, die bevorzugt Schutz zwischen Korallenästen suchen wie Trimmas, Eviotas und Korallengrundeln.
Die grabenden Grundeln brauchen eine lockere Sandschicht, da sie auf der Suche nach Futter den Sand durchkauen.
Aber nicht nur Baggergrundeln brauchen einen Bodengrund aus Sand, auch Lippfische benötigen diesen, da sie sich bei Dämmerung im Sand eingraben und dort die Nacht verbringen, verborgen vor Fressfeinden, oder anderen Gefahren.
Kaiser und Zwergkaiser scheinen eine Vorliebe für Steinkorallen zu haben, an denen sie gerne herumzupfen und fressen. Hier sind es meistens die Großkaiser, die so manche Koralle auf dem Gewissen haben. Einige Zwergkaiser sind jedoch problemlos mit Steinkorallen zu pflegen, da sie wohl durch andere gute Ernährung das Interesse an diesen Korallen verlieren.

Das alles waren jetzt nur wenige Beispiele von sehr vielen Möglichkeiten, zeigen uns aber deutlich, worauf man beim Kauf achten sollte. Die Artenvielfalt ist groß und hier wurde nur ein kleiner Anteil in groben Zügen beschrieben, aber wer sich richtig Informiert und das vor dem Kauf, kann den Tieren die richtigen Bedingungen liefern und wird auch lange seine Freude an den Fischen haben.

"Wir dürfen die uns anvertraute Marine Lebewesen nicht als unser Besitz betrachten,sondern nur als kostbare Leihgabe der Natur."

Salzige Grüße,Thomas.

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